Volkskrankheit Depression?
Depressionen, Burn- Out und Angststörungen- die Zahl der psychischen Erkrankungen hat im letzten Jahrzehnt immens zugenommen. Der Anteil derer, die mit mentalen Leiden zu kämpfen haben ist in den letzten Jahren über 40 Prozent angestiegen. Einen entscheidenden Faktor für diese Entwicklung sehen Expert:innen im wachsenden Druck der Arbeitswelt.
Globale Krisen wie die Corona- Pandemie, der Ukraine-Krieg oder Inflation – die außergewöhnliche Situation der letzten zwei Jahre hat diese besorgniserregende Entwicklung noch verstärkt. Die letzte Zeit hat bei vielen Spuren hinterlassen: wachsende Ängste in der Corona-Pandemie um die eigene Gesundheit, den Arbeitsplatz, oder generelle Zukunft- und Existenzängste sind auf einmal allgegenwärtig. Soziale Isolation und der trotzdem steigende Leistungsdruck führten so vermehrt zu psychischen Erkrankungen. Zu einer der wichtigsten Diagnosen zählen hierbei Depressionen oder depressive Episoden.
Psychische Erkrankungen sind keine Seltenheit mehr. Sie sind längst zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem geworden. Das Warten auf einen Therapieplatz kann mittlerweile mehrere Monate dauern. Die staatliche Unterstützung bei psychischen Erkrankungen scheint beinahe ausgelastet.
Ist unsere Leistungsgesellschaft an einem Limit? Wie können wir die Arbeitswelt ändern, so dass es zu weniger Ausfällen kommt?
Mental Health- Warum arbeiten wir uns krank?
Psychische Belastungen durch den Arbeitsplatz?
Die Arbeit kann bei der Entstehung von psychischen Problemen eine entscheidende Rolle spielen. Immer mehr Menschen fühlen sich durch ihre Arbeit seelisch stark belastet und sind dort mitunter großem Stress ausgesetzt. Bei 24 Prozent der Beschäftigten konnte man Hinweise auf depressive Symptome finden. Die Hauptursachen für Berufsunfähigkeiten waren 2018 keine physischen Erkrankungen, sondern Krankheiten, wie Burn- Out, Depressionen oder Angststörungen.
Seit 2006 gab es einen Anstieg von mehr als 50 Prozent von Ausfällen wegen psychischer Diagnosen.
Immer häufiger fehlen Mitarbeiter:innen wegen ihrer mentalen Gesundheit oder fallen komplett aus. Die psychische Gesundheit von Arbeitnehmer:innen zu unterstützen ist darum für Unternehmen essenziell.
Die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage stieg um 80 Prozent.
Warum ist Mental Health am Arbeitsplatz wichtig?
Psychische Belastungen oder Erkrankungen wirken sich auf alle Lebensbereiche aus. Im Privaten, sowie im Beruf spielt Mental Health eine wichtige Rolle für ein zufriedenes und erfülltes Leben. Darum ist es besonders wichtig am Arbeitsplatz bestimmte Maßnahmen zu ergreifen, um die psychische Gesundheit seiner Mitarbeiter:innen zu fördern und möglichst präventiv seelische Erkrankungen zu verhindern. Nicht nur für die einzelnen betroffenen Personen, sondern für das gesamte Unternehmen, Team oder die Gesellschaft insgesamt.
Dass es sich hierbei also um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, gegen das dringend etwas getan werden muss, kann nicht bestritten werden. Seit 2013 ist dies nunmehr durch das Arbeitsschutzgesetz auch gesetzlich festgelegt. Hier wird Arbeitgeber:innen bzw. Unternehmen vorgeschrieben, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen, wozu nun psychische Belastungen und physische Erkrankungen gleichermaßen zählen, zu fördern.
“Die Arbeit muss so gestaltet werden, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird“.
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
Was können Gründe für psychische Belastungen und Erkrankungen sein?
Exakte Gründe oder Auslöser für psychische Erkrankungen lassen sich natürlich nicht immer konkret benennen. Bei der psychischen Gesundheit spielen viele Faktoren eine Rolle. Die Forschung geht trotzdem davon aus, dass die heutige Arbeitswelt in vielen Fällen die Entwicklung psychischer Belastungen und Erkrankungen fördert. Konflikte mit anderen Teammitgliedern oder Führungskräften können zum Beispiel starken psychischen Stress auslösen. Auch die Angst vorm Verlieren des Arbeitsplatzes und der damit einhergehende Druck bekräftigen negative Stimmungen. Neben Bedingungen wie Arbeitszeiten oder Intensität der Arbeit, spielt auch die Gestaltung des Arbeitsraumes an sich eine wichtige Rolle. Andauernder Lärm und Unruhe kann darum ebenfalls psychischen Stress auslösen.
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Was können Unternehmen für die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen tun?
Für den Erfolg des Unternehmens lohnt es sich in die Gesundheit seiner Mitarbeiter:innen zu investieren.
Wer gesund ist und sich wohl fühlt, arbeitet auch leistungsfähiger und motivierter.
Die psychische Gesundheit der Mitarbeiter:innen zu fördern sollte somit zu einer Priorität bei Unternehmen werden. Das ist für einige Unternehmen keine leichte Aufgabe, die mitunter viele Beteiligte und Ressourcen benötigt. Vom Bund, den Ländern und einigen Krankenkassen gibt es bereits Angebote für mehr Informationen und Unterstützung, wie psychische Gesundheit am Arbeitsplatz gefördert werden kann. Institutionen des Gesundheitswesens können den Arbeitgeber:innen Unterstützung und Hilfe bieten.
Ob Unternehmen schlussendlich Maßnahmen ergreifen, liegt in ihrer eigenen Entscheidungsgewalt. Arbeitnehmer:innen können jedoch Wünsche und Anregungen gegenüber den Führungskräften äußern. Zum Beispiel können sie Weiterbildungen anregen oder nach flexibleren Arbeitszeiten fragen.
Welche konkreten Maßnahmen können Unternehmen präventiv ergreifen?
Es gibt einige hilfreiche Maßnahmen für Betriebe, um die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen präventiv zu unterstützen:
- Den Mitarbeiter:innen sollten möglichst eigene Handlungs- und Entscheidungsspielräume eingeräumt werden. Wenn sie selbst kreativ tätig werden und an eigenen Projekten arbeiten, löst das eine stärkere Motivation und emotionalere Verbindung zur Arbeit bei ihnen aus.
- Überlange Arbeitszeiten oder zu große Mengen an Arbeit? Das Arbeitspensum für den Einzelnen sollte stets angemessen und realistisch bleiben. Versagensängste, Leistungsdruck und Stress sind sonst vorprogrammiert.
- Ein wertschätzendes, freundliches Miteinander sollte zu den obersten Prioritäten gehören: unter den Kolleg:innen aber besonders auch der Umgang der Führungskräfte mit dem gesamten Team.
- Gelungene Kommunikation ist somit unabdingbar. Besonders Konflikte sollten möglichst schnell angesprochen und anschließend gemeinsam gelöst werden.
- Nachtschichten, Überstunden und kaum Pausen während der Arbeitszeit? So lieber nicht! Eine gesunde Work- Life Balance sollte durch angemessene Arbeitszeiten ermöglicht werden. Besonders wichtig sind ausreichende Erholung und Pausen während der Arbeitszeit. Zeit für genügend Schlaf und familiäre oder sonstige Aktivitäten neben der Arbeit sollte unbedingt gewährleistet sein.
- Zeitarbeit, befristeter Arbeitsvertrag oder keine richtige Festanstellung? Die Angst in ein paar Monaten oder Wochen plötzlich keinen Job mehr zu haben, führt häufig zu großer seelischer Belastung. Eine Erleichterung für die Mitarbeiter:innen kann es sein, ihnen eine Arbeitsplatzsicherheit zu bieten – soweit dies im Unternehmen möglich ist.
- Weiterbildungen für die Mitarbeiter:innen zu ermöglichen ist ein weiteres nützliches Tool zur Prävention. Auch Seminare, Workshops oder Coachings zu Themen, wie Teambuilding, Work- Life Balance, Umgang mit Stress, Time Management oder Yoga und Meditation sind ein guter Weg. Passende Räume für Seminare, Workshops oder Coachings findet ihr auf RAUMPERLE.
Tabuthema Mental Health? An wen kann ich mich wenden?
Psychische Erkrankungen werden in vielen Betrieben immer noch verschwiegen. In manchen Teilen der Gesellschaft ist Mental Health weiterhin ein Tabuthema. Wichtig ist darum, dass Unternehmen versuchen einen offenen Umgang mit diesem Thema anzustreben. Eventuell können sie auch Weiterbildungen und Coachings anbieten, damit Mitarbeiter:innen Anzeichen für mentale Probleme bei sich oder bei anderen womöglich rechtzeitig erkennen. Somit kann der Entwicklung von stark ausgeprägten psychischen Störungen besser vorgebeugt werden.
Wenn jedoch bereits mentale Probleme bestehen, sollte man diese auf jeden Fall frühestmöglich ansprechen. Gespräche mit anderen Kolleg:innen können schon hilfreich sein. In manchen größeren Betrieben gibt es auch eine Mitarbeitervertretung, an die man sich wenden kann. In einigen Situationen sollte man sich dennoch um ein Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten bemühen. Die soziale Unterstützung und Rückhalt durch die Führungskräfte kann hier viel bewirken und den Stress bei der oder dem Betroffenen erheblich mildern.
Ein wichtiger Schritt ist auch die Wiedereingliederung nach einer psychischen Erkrankung. Eine gemeinsame Zusammenarbeit, die besonders auf Vertrauen und offener Kommunikation basiert, ist wichtig, um eine nachhaltige Rückkehr zu gewährleisten.
Du befindest dich selbst in einer psychischen Krise und benötigst dringend Hilfe? Nimm unbedingt Kontakt zu deinem Arzt oder einer Klink mit einer psychiatrischen Abteilung auf. Hier sind einige weitere Nummern, an die du dich wenden kannst:
- 116 117 (bundesweiter ärztlicher Bereitschaftsdienst)
- 0800 – 1110111 oder 0800 – 1110222 (www.telefonseelsorge.de)