Raum ist nicht gleich Raum! Im Gespräch mit Birgit Dierker

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Foto: Atelier werke und werte

Wenn man sich mit Menschen zusammentut, die eine Leidenschaft teilen, dann können wunderbare Dinge entstehen! Immer wieder stellen wir fest, wie wundervoll es ist, wenn man sich austauscht, miteinander „rumspinnt“, sich gegenseitig inspiriert! So geht es uns auch mit Birgit Dierker. Sie betreibt das wunderschöne Atelier werke und werte in Hamburg.

Bei einem Telefonat sind Claudia und Birgit ins Plaudern gekommen, haben festgestellt: sie finden sich sympathisch, denken in die gleiche Richtung. Und während sie sich am Telefon so die „Bälle hin- und herwerfen“ beschließen sie, aus diesem Wunsch nach Austausch einen gemeinsamen Blogbeitrag zu gestalten. Wie genau? Das wollen sie vorher gar nicht festlegen. Sie wollen „Blog Ping Pong“ spielen und einfach mal schauen, was dabei rauskommt.

Mit ihrem wundervollen Atelier hat Birgit Dierker einen ganz besonderen Raum geschaffen – einen Raum für Kreatives, für Gemeinschaft und jede Menge Inspiration

Let´s play!

Claudia macht den Anfang, teilt einen ersten Gedankenansatz und schon beginnt das Experiment! 

Claudia: 
Liebe Birgit, ich starte einfach mal mit einer Aussage und würde gerne wissen, was Dein erster Impuls, Dein erster Gedanke ist, wenn Du Folgendes liest: “Raum ist nicht gleich Raum!”

Birgit:
Liebe Claudia, für mich hatte der Begriff “Raum” und die Vielzahl seiner Bedeutungen schon immer große Bedeutung. Ob wir vom physikalischen Raum des Ateliers oder dem sozialen Raum, der durch die gelebte Co-Creation dort entsteht, sowie dem Raum als gesellschaftlicher Interaktionen reden. Als fühlendes Wesen und kreativer Mensch habe ich schon immer deutlich die Unterschiede in Räumen wahrgenommen und konnte unterscheiden, welche Rahmenbedingungen Potenzial fördern und welche Potenzial hemmen. Ich habe diese Tatsache dann für mich untersucht und viele Faktoren bestätigt bekommen, die für mich immer schon selbstverständlich waren. Farbwirkungen zum Beispiel, oder Equipment, Raumaufteilung etc… Wenn ich außerhalb meines Ateliers Workshops moderiert habe, war ich immer überrascht, wie viel Fokus auf Inhalte und wie wenig Fokus auf Rahmen, also Raum, gelegt wurde. Zum Glück ändert sich das gerade.

RAUM IST NICHT GLEICH RAUM!

Claudia:
Liebe Birgit, das sind viele spannende Impulse, die Du mit Deinem Text setzt. Ich möchte gerne den des “Rahmens” aufgreifen: Du sprichst von Faktoren wie Farbwirkungen, Equipment und Raumaufteilung – gibt es einen Ort, an dem Du Deine Erfahrungen diesbezüglich teilst? Oder magst Du uns einen Ausschnitt dessen geben, was für Dich Deine wichtigsten Kernpunkte sind? Ich persönlich kann von mir sagen, dass es mir auch so geht – dass es Farben und Konstellationen innerhalb eines Raumes gibt, die bei mir eine bestimmte Wirkung haben, bestimmte Gefühle oder “Prozesse” auslösen. Würdest Du sagen, dies ist bei vielen Menschen ähnlich? Also dass es bestimmte Dinge sind, die man beachten sollte, wenn man einen Raum einrichtet, da sie auf viele Menschen die gleiche Wirkung haben? Mich würde außerdem noch etwas interessieren: “Zum Glück ändert sich das gerade” – magst Du auf diese Aussage noch etwas näher eingehen?

Birgit:
Ich teile meine Erfahrungen am liebsten, in dem ich sie erlebbar mache. Aus diesem Grund ist auch die Idee entstanden, mein Atelier für Unternehmen zu öffnen, da ich von meinen Gästen immer wieder das Feedback bekomme, wie wohl und wie angeregt sie sich im Atelier fühlen. Ich schreibe aber auch gelegentlich auf meinem Blog https://www.birgit-dierker.de/blog/ über die Wirkung von Räumen.

Neben den bekannten Farbwirkungen habe ich vier Schlüsseldimensionen identifiziert, die Räume für Kreativität und co-Kreativität öffnen:

  • professionelle Funktionalität
  • Unperfekte Lebendigkeit
  • Fokussierte Inspiration
  • Bewegungsraum

Meine Erfahrung ist, dass wir da als Menschen in unserem Kulturkreis ähnlich ticken. Wenn ich bei der Einrichtung diese Faktoren berücksichtige, dann ist im Hinblick auf die Entfaltung des menschlichen Potenzials schon viel gewonnen. Und darum geht es in meiner Wahrnehmung wieder mehr. Das meine ich, wenn ich von “zum Glück” spreche. Es gibt zahlreiche Studien die belegen, wie kausal Umgebung auf Ergebnis wirkt. Aber ich denke, jeder Mensch kann das einfach sofort selbst auch ohne Studie verifizieren.

“ICH TEILE MEINE ERFAHRUNG AM LIEBSTEN, INDEM ICH SIE ERLEBBAR MACHE.”

Birgit Dierker, Atelier werke und werte

Claudia:
“Ich teile meine Erfahrungen am liebsten, in dem ich sie erlebbar mache.” das ist, wie ich finde, ein wundervoller Gedanke. Manchmal ist die Theorie einfach nicht greifbar, bzw. muss man Dinge erleben, um festzustellen, was sie mit einem machen. Ich vermute, dass Du auch schon Kunden hattest, die durch einen Besuch bei Dir im Atelier auch selbst neue Seiten an sich entdeckt haben und Inspirationen für ihre eigene Raumgestaltung mitnehmen konnten?! In einem solchen Fall: bietest Du diesbezüglich auch Beratungen und Workshops an? Ich kann mir vorstellen, dass der/die ein oder andere dankbar ist für Tipps und Ratschläge, immerhin fällt es nicht jedem so leicht, bei der Raumgestaltung “gewohnte Wege” zu verlassen. Dabei entdeckt man doch meistens die feinsten Dinge, wenn man nicht nur strikt geradeaus läuft, sondern auch mal hier oder da spontan abbiegt oder einfach mal “Schlangenlinien” läuft. Verstehst Du, wie ich das meine? ?

Das schließt vielleicht an Deinen Punkt “unperfekte Lebendigkeit” an?!

Ich mache einen kleinen Sprung: derzeit verlagert sich durch Covid-19 viel in die “Onlinewelt”. Dies stellt auch Raumanbieter*innen vor neue Herausforderungen.
Wir von RAUMPERLE haben uns auch schon mit dem Thema “Virtuelle Räume” auseinandergesetzt – z.B. mit der Frage, welche Möglichkeiten und Alternativen es gibt, sein Business in diese “Onlinewelt” zu verlagern, bzw. wie man seine Räume in einer solchen Zeit (trotzdem) nutzen kann. [Zum Artikel “Als Raumanbieter in einer digitalen Welt]. Mich würde interessieren, wie Du mit dieser Situation umgehst, bzw. ob Du vielleicht Ideen und Tipps hast, die Du mit anderen teilen möchtest? Kannst Du als Expertin Deine Erfahrungen zum Thema Raumwirkung auch auf virtuelle Räume übertragen? ?

Birgit:
Ich erlebe gerade im Umgang mit Covid-19 bei vielen Unternehmen, besonders bei den kleinen, ein hohes Maß an Kreativität und viel unperfekte Lebendigkeit. Eine wundervolle Begleiterscheinung der Krise. Das bestätigt, welche für mich die stärkste Fähigkeit des Menschen ausmacht und somit bietet uns die Krise gerade einen perfekten Raum, uns neu zu erleben und neue Ideen zu generieren. Ich bezeichne mich ja nicht so gern als Expertin, sondern eher als jemand, der viel Erfahrung gesammelt hat, wie das Expertenpotenzial anderer sichtbar wird und welche Räume dabei förderlich sind.

Durch meine hohe Sensibilität fühle ich dabei vielleicht eher als andere, wenn etwas diesen Entwicklungsraum behindert. Und um deine Frage zu beantworten; ich gebe dazu keine Workshops, werde aber häufig eingeladen, um vor Ort meine Wahrnehmung und Ideen zu teilen.

Da ein großer Teil meiner Arbeit neben Coaching in der Moderation von Workshops und Großgruppenveranstaltungen liegt, bin ich nun aber tatsächlich auch intensiv mit der virtuellen Welt in Kontakt gekommen bzw. auch voll von den Maßnahmen Covid-19 betroffen. So wie es aktuell aussieht, stellen sich viele Unternehmen, und damit ja die Kunden der meisten Raumanbieter, darauf ein, dass Präsenzworkshops, Meetings oder Tagungen noch eine ganze Weile der Vergangenheit angehören werden. Ich habe in der letzten Woche meine erste Hybrid Veranstaltung organisiert. Als sinnliche Künstlerin und leidenschaftlicher MenschenMensch blutet mir dabei ein wenig das Herz, aber ich wurde auch wieder aus meiner Komfortzone geschubst und durfte viel lernen. Für den Workshop haben wir einen sehr großen Raum zur Verfügung gehabt und konnten so die Abstandsregeln gut einhalten. Da ich das Atelier nicht aufpusten kann, bedeutet es nach dieser Erfahrung für mich, es technisch weiter aufzuwerten. Meine Gäste sollen die Möglichkeit bekommen, unkompliziert Präsenz und online zu verbinden. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass es wichtig ist, authentisch zu bleiben und das Atelier als den Ort zu bewahren, als den ich ihn geschaffen hab. Dann werden die Gruppen eben kleiner und ich biete ihn auch als Alternative zum Homeoffice an. Der Wunsch nach Inspiration und Wohlfühlorten ist ja nicht kleiner geworden und nicht zuletzt nach meiner Erfahrung als Avatar in einer virtuellen Welt, liebe ich die sinnliche Erfahrung meiner Räume umso mehr. Ich werde aber fleißig weiter schauen, wie ich Räume für die Zukunft mitgestalten kann.

Claudia:
Liebe Birgit, ich verstehe dich sehr. Auch ich bin eigentlich ein MenschMensch und “fremdel” stellenweise noch mit der virtuellen Welt. Ich habe aber auch das Gefühl, dass Manches sich um tolle Alternativen handeln könnte, die uns in der derzeitigen Situation nicht nur helfen, sondern die auch viel Potenzial für Neues bieten. Ich bin gespannt, was diesbezüglich noch alles passieren wird und würde damit zum Abschluss unseres kleinen Blog-Ping-Pong-Experimentes kommen – mit der Option, in naher Zukunft den Ball noch einmal hin- und her zu spielen?! ?

Bevor ich mich von Dir verabschiede, fasse ich nochmal kurz zusammen, was wir in unserem Austausch feststellen konnten:  

  • Das Wort “Raum” ist vielseitig interpretierbar und benennt nicht nur den Raum im Sinne eines Zimmers/ einer Location.
  • Egal, welche Art von Raum gemeint ist gilt: “Raum ist nicht gleich Raum”.
  • Raumgestaltung hat die Fähigkeit, in uns Menschen Prozesse auszulösen und Potenzial zu fördern oder zu hemmen.
  • Du hast vier Schlüsseldimensionen identifiziert, die Räume für Kreativität und Co-Kreativität öffnen: professionelle Funktionalität, unperfekte Lebendigkeit, fokussierte Inspiration, Bewegungsraum.
  • “Virtuelle Räume” rücken durch Covid-19 in den Fokus. Sie haben ihr eigenes Potenzial, ihre eigene Wirkung und bieten noch viele Möglichkeiten, sie besser kennenzulernen und sich damit abzufinden, sich darin zu orientieren und sie bestmöglich für sich zu gestalten und zu nutzen.

Habe ich etwas vergessen? ?

Ich danke Dir sehr für Deinen Input, Deine Worte, Deine Gedanken und Ideen und nehme als kleinen “da-könnte-man-weiter-dran-denken-und-forschen-Impuls” mit, dass auch virtuelle Räume eine Wirkung haben und dass es sicherlich noch Vieles gibt, was wir diesbezüglich entdecken können – vielleicht ja an der ein oder anderen Stellen auch im gemeinsamen Austausch? ?

Birgit:
Auch ich danke Dir sehr, für den gemeinsamen Raum, den wir zwar abwechselnd aber doch zeitgleich kreiert haben. Deine Gedankenbälle und Fragenaufschläge haben mich eingeladen, diesen virtuellen Raum zu bespielen. Es hat bewirkt, das wir co-kreativ etwas gestaltet haben, das allein in dieser Form nicht entstanden wäre. Nein, du hast nichts vergessen. Wenn doch, taucht es sicher wieder auf. Vielleicht bei unserem nächsten Austausch auf einem neuen Spielfeld. So verstehe ich Räume, als Spielfeld auf dem wir uns ernsthaft spielend gemeinsam entwickeln.

Fazit: Ein Experiment, das zum Weiterdenken anregt!

In ihrem kleinen Experiment “Blog Ping Pong” haben Birgit und Claudia gemeinsam ein paar sehr inspirierende Gedanken rund um das Thema Raum, virtuelle Räume, Raumgestaltung und Kreativität zusammengetragen. Und damit ihren ganz eigenen “virtuellen Raum” geschaffen. Räume sind so vielseitig und weitreichend – und bieten uns die Möglichkeit, ganz besondere Dinge zu kreieren! Ganz egal, ob im künstlerischen Sinne, im geschäftlichen Rahmen oder als Bewegungsraum: Räume verbinden und inspirieren, sind nicht an Ort oder Zeit gebunden und darüber hinaus extrem wandelbar.

Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen der Konversation zwischen Claudia und Birgit und bin mir sicher, Euch geht es genauso! Für mehr Inspiration rund um das Thema Raum, schaut doch gerne auch mal bei unseren weiteren Blogbeiträgen rein, zum Beispiel zu den Themen Hochzeit oder Raumkonzeption.

Liebe Grüße im Namen des RAUMPERLE-Teams,
Verena

Schau mal! Noch mehr Inspiration…

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