Logo (Quelle: Kurswechsel, HEC GmbH)

Es ist ein sonniger Mittwochmorgen in Hamburg. Ich warte mit ca. 15 unbekannten Menschen darauf, dass es losgeht. Wir sind heute alle Teilnehmer eines Workshops zum Thema Design Thinking. Durchgeführt wird dieser von der agilen Organisationsberatung Kurswechsel. Ich (und vielleicht noch der ein oder andere Teilnehmer) frage mich: „Was hat es wohl mit Design Thinking auf sich und wer ist diese charismatische Frau, die uns nun davon erzählt?“. Ihr Name ist Andrea Kuhfuß. Von ihr erfahren wir, dass Design Thinking ein Ansatz zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen ist. Für Unternehmen bedeutet das die Erarbeitung neuer, agiler (häufig digitaler) Geschäftsmodelle für Prozesse, Dienstleistungen und Produkte.

Hierfür soll man stets durch die Brille des Nutzers gucken, erklärt Andrea uns. Und wie funktioniert das? Ein Beispiel muss her, um uns das Ganze greifbarer zu machen:

Beispiel: Wie schaffe ich es, dass Kinder einen CT weniger abschreckend empfinden?

The Adventure series: CT als Piratenschiff (Quelle: Ideo: Make technology more human: Children’s Hospital New York)

Mit dem Kopf voran in ein tunnelartiges Gerät geschoben werden und stillhalten. Die wenigsten Kinder finden so eine Erfahrung toll oder gar lustig. Damit die kleinen Patienten bestmöglich behandelt werden können, ist ein CT jedoch häufig zwingend notwendig. Es bedarf einer wirklich guten Idee, um diese Situation zu verbessern. Ein Design Thinking Team nahm sich für eine New Yorker Klinik der Problematik an. Zusammen mit allen Stakeholdern durchliefen sie einen Design Thinking Prozess, bestehend aus 6 Phasen. Alle Phasen wurden von der Intention begleitet, die Bedürfnisse der Patienten in den Vordergrund zu stellen und daraus Erkenntnisse abzuleiten. In diesem Sinne wurden Fragen gestellt wie: „Wie nehmen Kinder den Raum/ das Gerät wahr?“, „was empfinden Kinder als interessant?“ und „gibt es Situationen, in denen es für Kinder in Ordnung ist, eingeengt zu sein?“. Als Lösung für die Problematik ging aus dem Design Thinking Prozess die Idee hervor, Geschichten rund um das CT zu kreieren – und zwar in Form eines Piratenschiffs! Zur Ausführung: wenn ein Kind zum CT muss, wird ihm eine spannende Geschichte erzählt und der Raum und das Gerät sind mit bunten Bildern gestaltet. „Du musst dich verstecken und ganz leise sein! Die Piraten kommen!“. Durch diese spielerische Art konnte die Abbruchquote maßgeblich verringert werden. . Man munkelt sogar, dass einige Kinder nochmal in das CT wollten :). Ein netter Nebeneffekt: Die erhebliche Kosten- und Zeitersparnis für das Kinderkrankenhaus in New York.

Sich aktiv und kollaborativ durch 6 Phasen denken und durch die Brille des Nutzers schauen.

Auch wir sollen 6 Phasen durchlaufen, um mit mithilfe von „Umdenken“ eine Beispiel-Challenge zu bewältigen. Dazu werden wir schon im Vorfeld in drei Gruppen eingeteilt, bestehend aus ca. 5 – 8 Teilnehmern mit je einem Coach. Jeder von uns findet seinen Namen und die seiner neuen Teamkollegen an einer der Pinnwände im Raum. Davor befinden sich jeweils zwei Stehtische mit einigen Hilfsmitteln wie Stiften, Postits und zur Freude aller Beteiligten Kaffee und Obst. Im Folgenden hangeln wir uns an den 6 Phasen von Design Thinking entlang. Wir grübeln, diskutieren, bewerten, erkennen und verwerfen. Das Highlight des Prozesses findet dabei schon in der zweiten Phase statt: wir bekommen die Chance, „externe“ Menschen zu interviewen und vor allem kennenzulernen.

Durch die einzelnen Phasen geleitet uns Andrea Kuhfuß mit drei weiteren Coaches von Kurswechsel. Die Wahl-Bremerin steht voll und ganz hinter der Methode und erklärt uns den Mehrwert von Design Thinking. Zu einem späteren Zeitpunkt beschreibt mir Andrea noch einmal genauer, was sie an Design Thinking schätzt und wie Kurswechsel es schafft, die Methode erfolgreich bei Unternehmen zu implementieren.

Design Thinking Phasen (Quelle: Kurswechsel, HEC GmbH)

Interview mit Andrea Kuhfuß

Ich: Was gefällt Dir daran, Coach für Design Thinking zu sein?

A.K.: Am tollsten finde ich es, in diesem Kontext unterschiedliche Menschen in Kontakt zu bringen. Die Teilnehmer reden nicht nur, sondern kommen ins gemeinsame Arbeiten. Es ist auch immer wieder schön zu sehen, wie die meisten ihre verspielte Ader wiederentdecken und kreativ werden.

Ich: Das passiert ja gerade in den Phasen „Ideen finden“ und „Prototypen bauen“. Wie schafft man es denn, neue und vielseitige Denkweisen herauszufordern?

A.K.: Es kommt immer auf die Zusammensetzung der Gruppen an. Vorher, im Briefing, frage ich ganz gezielt „wie ticken die einzelnen Leute?“. Dadurch sollen nicht nur verschiedene Abteilungen zusammengebracht werden, sondern auch verschiedene Charaktere. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, um Ausgleich untereinander zu schaffen. Zudem begegnen sich beim Design Thinking alle auf Augenhöhe. Egal ob du ein Chef bist oder kein Chef bist. Durch dieses Mindset versteht jeder, dass der Input der gesamten Mannschaft ein Projekt oder eine Idee nach vorne bringt.

Ich: Ist diese Mischung aus Charakteren dann auch schon der erste Schritt, um die Leute aus der Reserve zu locken oder gibt es weitere Geheimrezepte, um Kreativität anzuregen?

A.K.: Ich glaube das passiert durch den gesamten Prozess, da du die ganze Zeit gezwungen bist in ungewohnten Bahnen zu denken. Über den Austausch merkt man zum ersten Mal, dass es intern völlig unterschiedliche Sichtweisen zu der Problematik gibt. Beim Beobachten in Phase 2 kommen dann Kunden oder – wie im Beispiel des CT im New York Children’s Hospital – Patienten, Eltern und Klinikpersonal dazu und man erfährt zusätzlich ihre Sichtweise. Und versteht auf einmal, dass man selbst immer nur in eigenen Wahrheiten  und Annahmen denkt. Man wird außerdem an der Stelle kreativ, an der einem bewusst wird: „Verdammte Axt! Ich denke nur in Lösungen, ich versuche gar nicht, dieses Problem erstmal richtig zu verstehen und einen Konsens über die Bedeutung dieses Problems mit meinen Teamkollegen zu finden!“

Ich: Was unterscheidet Design Thinking von anderen agilen Ansätzen? Was macht Design Thinking besonders?

A.K.: Essentiell ist dabei vor allem die Nutzerfokussierung. Durch die Brille des Anderen zu gucken und dabei die Bedürfnisse, Werte und Emotionen einzufangen. Emphatisch zu sein.

Ich: Wann sollten Unternehmen Design Thinking anwenden?

A.K.: Vor allem, wenn man neue Projekte plant. Und nicht erst, wenn sie schon 1 – 2 Jahre laufen. Wenn man erst dann alle mit an Bord nimmt, dann hat man einen verspäteten Kick Off, wo jeder nochmal freudig seine Ideen einwirft und erwartet, dass etwas Neues dabei rauskommt. Was es aber logischerweise nicht tut.

Ich: Ist Design Thinking denn für jedes Unternehmen interessant oder nur für bestimmte Unternehmensgrößen oder –formen?

A.K.: Definitiv für alle.

Kurswechsel – Mit Agilität zu frischen Herangehensweisen

Ich: Kurswechsel gehört zu dem Softwareentwickler HEC in Bremen. Ist Kurswechsel nur in Norddeutschland aktiv oder auch weitreichender?

A.K.: In ganz Deutschland. Also ich für meinen Teil würde mit Kurswechsel gerne auch ins Ausland gehen. Erst einmal ist es aber nicht angedacht, zu internationalisieren.

Ich: Was schätzt Du besonders an Kurswechsel?

A.K.: Unser Miteinander! Wir haben eine ganz tolle Umgangsform und Haltung zu unserer Arbeit. Wir glauben, dass Menschen grundsätzlich motiviert sind und Bock auf dieses Umdenken haben. Wir glauben daran, dass nicht der Mensch sich ändern muss, sondern das System sich bewegen muss. Das ist natürlich immer davon abhängig, welche Menschen in diesem System arbeiten.

Ich: Welche Haltung und Umgangsform meinst Du damit?

A.K.: Wenn wir von Haltung sprechen, dann beziehen wir uns auf Scrum (Vorgehensweise des Projekt- und Produktmanagements) Werte. Das ist Fokus. Das ist Respekt. Das ist Offenheit und das ist Selbstverpflichtung. An diesen Parameter kann man sich auch persönlich gut entlang hangeln: bin ich jetzt wirklich offen und sage dir die Wahrheit? Bin ich mutig genug, dem Kunden auch mal zu sagen: „ich habe den Eindruck, dass es hier durchaus Potentiale gibt, Dinge zu verändern.“? Wenn wir was tun, dann tun wir‘s mit Herz. Ich hoffe, dass das bei dem Workshop auch für dich spürbar war. Und wir versuchen, uns dabei selbst weiterzuentwickeln. Dabei haben wir die Intention „Arbeit wert(e)voller zumachen“, wie es auf unserer Webseite heißt. Das versuchen wir, den Leuten auch vorzuleben und vor allem nicht aufzuzwingen.

Ich: Kannst Du von einer Erfolgsgeschichte berichten? Oder von einer lustigen Anekdote? Irgendwas, was Dich vielleicht selber überrascht oder gefreut hat?

A.K.: Ja! Wir haben mal ganz spontan was für eine Versicherung gemacht. Die wollten zukünftig den neuen Auszubildenden direkt Design Thinking vermitteln. Dafür wurden 12 Mitarbeiter in einem Methodentraining geschult. Es ging dabei nicht darum, die Lösung für ein Problem zu finden, sondern erstmal nur um das Anwenden der Methode. Obwohl es überhaupt nicht das Ziel war, ging daraus eine Lösung hervor. Eine Art Mentoren-Programm, das mit wenig Ressourcenaufwand umgesetzt werden konnte. Nun haben sie schon zwei Mentoren, die mit allen Neuankömmlingen (nicht nur Azubis) eine Art Einführungsprogramm machen.

Der perfekte Raum für Design Thinking

Ich: Wie groß darf/ muss die Teilnehmerzahl eines Design Thinking Workshops idealerweise sein?

A.K.: Man sollte eigentlich min. 12 Personen haben, die man in 3 Gruppen aufteilt. Bei der Anzahl der Gruppen sind nach oben keine Grenzen gesetzt. Eine Gruppe sollte jedoch nicht größer als 8 Personen sein. Wichtig ist sonst noch, dass jedes Team ein Coach hat, der das Ganze begleitet. Bei meinem bisher größten Workshop waren wir ca. 80 Leute.

Ich: Welches Equipment benötigt man? Mir fallen auf jeden Fall Pinnwände, Stifte und Werkzeug ein.

A.K.: Wir nutzen Stehtische und Hochstühle. Das Stehen regt den Gedankenfluss an. Es ist also ganz bewusst geplant, dass die Gruppen stehen. Ansonsten braucht man noch Stifte und Postits, bestenfalls in verschiedenen Größen. Natürlich auch Materialien für die sogenannte „Werkstatt“, in der die Prototypen realisiert werden. Sowas wie Lego oder Papier kann sogar schon reichen. Außerdem ist Essen ganz wichtig. Vor allem Obst, Süßes und viel Trinken.

Pinnwände bei einem Design Thinking Workshop, D-School, Stanford University (c) Andrea Kuhfuß

Ich: Wie sieht der ideale Raum dazu aus? Was sind die Rahmenbedingungen?

A.K.: Man braucht unbedingt einen Raum mit Fenstern, den man lüften kann. Aber auf keinen Fall teures Mobiliar. Der Raum sollte auf jeden Fall gut gedämmt sein, weil viele gleichzeitig reden. Man braucht auch einen Rückzugsbereich für die einzelnen Gruppen. Er muss also auch groß genug sein. Dazu muss man den Raum leer räumen können. Wenn etwas zwischen den Menschen steht, macht das quasi die Energie kaputt. Man muss umhergehen können. Vielleicht wären noch ein paar Sitzsäcke oder ein Sofa ganz gut zum Entspannen. Was auch immer schön ist, was aber schon Luxus wäre, ist eine lange Tafel, an der man zusammen zu Mittag essen kann.

Ich: Wie sieht die Zukunft für Design Thinking und weitere agile Konzepte aus?

A.K.: Immer mehr Unternehmen entdecken Design Thinking jetzt, wobei es schon um die 25 Jahre alt ist. Viele wissen dabei nicht genau, was sie davon erwarten können. Es ist nicht das Allerheilmittel. Du hinterfragst Dinge anders, du schaust durch die Nutzerbrille, du lernst im Idealfall, was Empathie bedeutet und du erfährst, dass du nicht mehr in deiner Closed Box arbeiten kannst, um nach vorne zu denken. Silodenken wird quasi aufgelöst und es kann Linienabteilungen helfen, sich besser zu vernetzen. Die Themen Big Data und künstliche Intelligenz werden zukünftig mit dem Auswerten des Prozesses verwoben. Ich würde empfehlen, dass letztendlich jedes Unternehmen mindestens einen Design Thinking Coach etabliert, um festgefahrene Denkmuster aufzubrechen und Raum für Neues zu schaffen.

Zusammengefasst…

Eine bunt gemixte Gruppe aus Teilnehmern, die Bereitschaft umzudenken und Empathie, gehören also laut Andrea nebst Methodensicherheit oder besser noch: der Design Thinking Haltung – zu den Voraussetzungen für einen gelungenen Workshop. Unerlässlich ist dazu noch ein passender Raum, in dem die TeilnehmerInnen ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Ein Raum, der Gemeinschaft sowie Rückzug zulässt und wo sich viel Platz zum Entfalten und Verwerfen der Ideen findet. Auf RAUMPERLE können solche Orte an Standorten von Hamburg über Bremen bis Frankfurt gefunden werden!

Vielleicht möchtest Du oder Dein Unternehmen ja auch mal einen Kurswechsel wagen und mit einem Design Thinking Workshop frische Ideen fördern. Mit Sicherheit ist dann auch für Dich die ideale Workshop Location dabei. Unten findest Du einige tolle Räume, die sich perfekt für Design Thinking anbieten.

Oder vielleicht hast Du selber einen Raum, der sich blendend für Design Thinking eignet? Dann melde Dich unbedingt bei uns! Unternehmen sind vermehrt auf der Suche nach genau solchen Räumlichkeiten. Es lohnt sich damit zu werben, dass diese innovative Methode bei Dir Raum findet!

Beispiele von Räumen, die sich fürs Design Thinking eignen:

BREMEN

Kalle
Setzerei im Turm
Die Denkfabrik
Stadtmusikanten im mCentrum
Schwalbennest in Titjens Hütte
Nahbei
Seminarraum Spiritseminare
Central Space

HAMBURG

Tagungsraum Hamburg inplace
Die kleine Malbucht 
Die große Malbucht
Holzhafen im Wälderhaus 
Atelier Werke und Werte

FRANKFURT

Tagesbüro ecos office center Frankfurt
Konferenzraum Happy Landings
roomspace Frankfurt
Raum London
Raum New-York

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